
Diese Infoseite soll Erreichtes feiern und offene Themen aufzeigen: Bis heute ist die Gleichstellung der Geschlechter nicht vollständig erreicht. Besonders in der Arbeitswelt zeigt sich weiterhin eine Schieflage: Laut dem aktuellen „Frauen.Management.Report“ (Arbeiterkammer) sind die Geschäftsführungspositionen der 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs zu 86,2 Prozent mit Männern besetzt. LexisNexis Österreich hat eine Geschäftsführerin und eine Frauen-Quote von 50% im Management- und 59% im Führungskräfte-Team.
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Der Internationale Frauentag und seine Bedeutung
Jedes Jahr am 8. März wird der internationale Frauentag gefeiert– ein Tag, der weltweit Frauenrechte und generell Gleichstellung in den Mittelpunkt stellt. Der 8. März ist tatsächlich in mehreren Ländern ein offizieller Feiertag! In Ländern wie Georgien, Kasachstan, Russland und Vietnam haben Beschäftigte an diesem Tag frei. In Berlin wurde der Internationale Frauentag 2019 als gesetzlicher Feiertag eingeführt – als erstes deutsches Bundesland.
Doch was steckt eigentlich hinter diesem wichtigen Datum? Wie ist der Frauentag entstanden, und warum ist er so bedeutend?
Die Geschichte des Internationalen Frauentages
Der Ursprung des Frauentages geht auf das Jahr 1908 zurück, als rund 15.000 Frauen in New York für kürzere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung und das Wahlrecht demonstrierten. Zwei Jahre später, 1910, forderte die deutsche Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin (1857 – 1933) auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen jährlichen Aktionstag für Frauenrechte. Sie setze sich ebenfalls stark für das Frauenwahlrecht, bessere Arbeitsbedingungen und Gleichstellung ein. Als Publizistin und Politikerin kämpfte sie gegen soziale Ungerechtigkeit und patriarchale Strukturen. Ihr Engagement hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die internationale Frauenbewegung und den Beginn des Internationalen Frauentags.
Auch Beispiele aus der Geschichte des Frauenwahlrechts zeigen den langwierigen Kampf um Mitbestimmung
- Neuseeland – 1893 (erstes Land weltweit mit Frauenwahlrecht)
- Finnland – 1906 (erstes europäisches Land)
- Deutschland – 1918
- Österreich – 1918
- Großbritannien – 1918 (zunächst nur für Frauen über 30, ab 1928 für alle)
- USA – 1920
- Schweiz – 1971 (auf nationaler Ebene; einige Kantone erst 1990)
- Liechtenstein – 1984 (eines der letzten europäischen Länder)
- Saudi-Arabien – 2015
Wie Islands Frauen Geschichte schrieben
Am 24. Oktober 1975 kam das öffentliche Leben in Island fast vollständig zum Erliegen – denn 90 % der Frauen legten für einen ganzen Tag ihre Arbeit nieder. Sie blieben der Arbeit fern, übernahmen keine Hausarbeit und kümmerten sich nicht um die Kinderbetreuung. Ihr Ziel: eindrucksvoll zeigen, wie unersetzlich ihre Arbeit für die Gesellschaft ist – und gegen die massive Ungleichbehandlung von Frauen protestieren.
Zu dieser Zeit verdienten isländische Frauen durchschnittlich nur die Hälfte dessen, was Männer für die gleiche Arbeit bekamen. Zudem war ihre politische Teilhabe minimal – im Parlament lag der Frauenanteil bei gerade einmal 5 %. Der Streik sollte ein Zeichen setzen, und das tat er mit enormer Wirkung: Nach diesem historischen Protest wurde 1976 ein Gesetz zur Gleichstellung der Geschlechter verabschiedet, und nur fünf Jahre später wählte Island mit Vigdís Finnbogadóttir die erste demokratisch gewählte Präsidentin der Welt.
Der Internationale Frauentag lädt nicht nur ein, über Gleichberechtigung nachzudenken, sondern auch Frauen zu würdigen, die die Welt nachhaltig geprägt haben. Folgend ein paar bemerkenswerte Frauen, die in der Rechtswissenschaft Geschichte geschrieben haben:
Frauen, die Pionierinnen in der Rechtswissenschaft waren
Marianne Beth (Österreich, 1890–1984)
Marianne Beth war eine der ersten Frauen, die in Österreich ein Jus-Studium absolvierte und als Rechtsanwältin tätig war. Sie promovierte 1919 an der Universität Wien und wurde 1921 eine der ersten zugelassenen Rechtsanwältinnen Österreichs. Neben ihrer Tätigkeit als Juristin engagierte sie sich intensiv für Frauenrechte und Bildung. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie in der NS-Zeit verfolgt und emigrierte in die USA, wo sie weiter als Wissenschaftlerin tätig war.
Ruth Bader Ginsburg (USA, 1933–2020)
Ruth Bader Ginsburg war eine der wichtigsten Kämpferinnen für Frauenrechte in den USA. Sie begann ihre Karriere als eine von nur neun Frauen in ihrer Harvard-Law-School-Klasse und wurde später Richterin am Supreme Court der Vereinigten Staaten (1993–2020). Ihr Einsatz für Gleichberechtigung führte zu bahnbrechenden Urteilen, etwa zur Abschaffung von geschlechtsspezifischen Diskriminierungen im Rechtssystem. Ginsburgs berühmtes Motto war:
„Frauen gehören an alle Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden.“
Amal Clooney (Libanon/GB, geb. 1978)
Amal Clooney ist eine international bekannte Menschenrechtsanwältin, die Fälle zu politischen Gefangenen, Pressefreiheit und Völkermord vertritt. Sie war unter anderem an Fällen beteiligt, die sich mit Kriegsverbrechen des Islamischen Staates (IS), der Inhaftierung von Journalisten und Menschenrechtsverletzungen weltweit befassen.
Brigitte Bierlein (Österreich, geb. 1949)
Brigitte Bierlein schrieb 2019 Geschichte, als sie als erste Bundeskanzlerin Österreichs die Regierungsgeschäfte übernahm. Zuvor war sie die erste Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs Österreichs.
Alma Zadić (geb. 1984)
Alma Zadić ist Juristin und Politikerin mit bosnischen Wurzeln. Sie floh als Kind mit ihrer Familie vor dem Bosnienkrieg nach Österreich und wurde 2020 als erste Justizministerin mit Migrationshintergrund vereidigt. Zadić setzt sich besonders für Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und Korruptionsbekämpfung ein.