RA Prof. MMag. Franz J. Heidinger, LL.M. (Virginia) ist ausgebildeter Jurist und Anglist/Amerikanist, Rechtsanwalt und Universitätslektor, allgemein beeideter und zertifizierter Gerichtsdolmetscher und Mitherausgeber des erfolgreichen Fachbuchs „The Practitioners’ Guide to Applied Comparative Law and Language formally known as Angloamerikanische Rechtssprache“.
Der ausgewiesene Experte im Bereich Anglo-Amerikanisches Rechtssystem und Angloamerikanische Rechtssprache über die Bedeutung seines Fachgebiets und seinen persönlichen Beitrag zu dessen (Fort-)Entwicklung.
Herr Prof. Heidinger, Sie blicken auf eine erfolgreiche Karriere zurück, die Sie zu dem Experten des Anglo-Amerikanischen Rechtssystems und der Angloamerikanischen Rechtssprache gemacht hat, der Sie heute sind. Wie kam es dazu, dass Sie sich gerade in diesem Bereich spezialisierten? Welches Potential sahen und sehen Sie Ihrem Fachbereich?
Nach Abschluss meines postgraduellen Studiums in den USA kam ich nach Österreich zurück, um eine klassische Karriere als Anwalt zu verfolgen. Daneben wollte ich aber meine gewonnenen rechtsvergleichenden und rechtssprachlichen Kenntnisse vertiefen und unterrichtend weitergeben.
Als ich 1988 den ersten diesbezüglichen Fach(sprach)Kurs entwickelte und gemeinsam mit Andrea Hubalek das erste Kursbuch verfasste, betraten wir absolutes Neuland. Nach über 30 Jahren Erfahrung in Lehre und Praxis bieten wir heute an den Universitäten Wien und Graz eine sechssemestrige, systematische Ausbildung in der Angewandten Rechtsvergleichung an, wo Studierende 19 Rechtsgebiete jeweils aus der US-amerikanischen, englischen (brit.), deutschen und österreichischen Sicht rechtsvergleichend kennenlernen und so die Grundlagen des Rechts und der angloamerikanischen Fachsprache verstehen. Mehr als 15.000 Absolvent:innen unserer universitären Kurse haben so eine Grundlage für die Internationalisierung ihrer Ausbildung und Berufspraxis gesetzt. Viele Absolvent:innen entscheiden sich darüber hinaus, eine Gesamtprüfung abzulegen, nämlich das Vienna Legal Language Proficiency Exam (Vienna LLP) (www.vienna-LLP.com)
Ihr Werk „The Practitioners’ Guide to Applied Comparative Law and Language“ richtet sich gezielt auch an Rechtsanwält:innen und Wirtschaftsjurist:innen. Welchen Mehrwert können Praktiker:innen dieser juristischen Kernberufe aus Ihrem Werk ziehen? Mit anderen Worten: Warum sollte das Werk in keiner juristischen Handbibliothek fehlen?
Von Anfang an richtete sich mein Unterricht an Studierende aber auch an Praktiker:innen aller Rechtsberufe. Alle Lehrbücher sind so entwickelt, dass der/die Nutzer:in einen raschen Überblick über das jeweilige Rechtsgebiet (19 Fachgebiete des Zivil-und Wirtschaftsrechts aber auch des Öffentlichen Rechts und verwandter Rechtsgebiete werden abgedeckt) aus der Sicht des US-amerikanischen, des englischen, deutschen und österreichischen Rechts bekommt -natürlich alles unter Verwendung der einschlägigen angloamerikanischen Rechtssprache; jedem Fachgebiet folgt ein umfassender Glossar der wichtigsten Fachbegriffe samt Abdeckung der deutschen und österr. Rechtsterminologie. Alle Kapitel sind von erstklassigen Fachautor:innen geschrieben, die entweder aus der Lehre oder der Praxis kommen. Kolleg:innen sprechen mich immer wieder darauf an, wie hilfreich die Bücher in der Praxis sind, insbesondere, wenn sie gerade in einem Fachbereich Antwort geben müssen, den sie sonst nicht so intensiv bearbeiten, oder wenn weniger erfahrene Assistent:innen Erledigungen vorbereiten. Wichtig ist natürlich auch, die neueste Auflage zu verwenden, da sich bei 78 behandelten Rechtsgebieten laufend Änderungen ergeben.
Ihr Lebenslauf lässt eine große Leidenschaft für Ihr Fachgebiet verbunden mit einer entsprechenden Arbeitsdisziplin erkennen. Woraus ziehen Sie die Energie für diesen intensiven Arbeitsalltag?
Zweifelsohne war die jahrzehntelange Befassung mit dem Thema verbunden mit der Bereitschaft, unsere Lehrmaterialien regelmäßig zu überarbeiten und zu aktualisieren Voraussetzung für den Erfolg und die Akzeptanz nicht nur in Österreich, sondern auch im gesamten deutschsprachigen Raum und zwar nicht nur in der universitären Ausbildung der nächsten Generation von Jurist:innen, sondern auch in der Praxis. Um das in Verbindung mit meinem Brotberuf als Wirtschaftsanwalt zu ermöglichen, war unser Team von Translex Büro für juristische Fachübersetzungen GmbH genauso wichtig, wie unser Team bei Alix Frank Rechtsanwälte GmbH. Und die Bewältigung der vielen Herausforderungen wäre nicht möglich, ohne dass alle Beteiligten wirklich Freude an der Aufgabe haben. Zufriedene Studierende, Absolvent:innen und Kolleg:innen bringen diese Freude.
Abschließend bitten wir Sie um eine kurze Einschätzung der Zukunft Ihres Fachgebiets: Wie wird sich Ihr Fachbereich aus Ihrer Sicht entwickeln? Welche Herausforderungen sehen Sie?
In vielen Bereichen hat sich unsere Arbeit bereits erfüllt; viele meiner Studierenden sind bereits near natives. Umso wichtiger war und ist es, fachlich in die Tiefe zu gehen (was wir eben als Angewandte Rechtsvergleichung bezeichnen), was mit unseren Kursprogrammen beliebig möglich ist. Mit dem Vienna Legal Language Proficiency Exam (Vienna LLP) haben wir das qualitativ anspruchsvollste Instrument geschaffen, um die Fachsprachqualifikation nachzuweisen. Und für „Spätberufene“, die diese Ausbildung auf der Uni nicht bekommen konnten, gibt es die Möglichkeit, die Ausbildung in kondensierter Form in nur einem Semester berufsbegleitend und geblockt nachzuholen. Das nächste Vienna LLP Fast Track startet am 8. September 2022 (online und vor Ort in Wien). Nähere Infos unter www.vienna-llp.com.
Parallel dazu arbeiten wir an einem einfachen Einsteigertool (The Translex Legal 1000), um auch Interessierten, die noch nie die Möglichkeit hatten, sich mit der angloamerikanischen Rechtssprache auseinanderzusetzen, eine einfache Einstiegshilfe anzubieten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Vienna LLP Fast Track
for Legal Practitioners, who want to take the
fast track to Legal English proficiency and
understanding the Anglo-American legal system