Bei der LexCon im Wien Museum versammelte sich das Who-is-Who der Rechts- und Steuerbranche, um einen Blick auf Lexis+ AI zu werfen und eine Podiumsdiskussion zum Thema „Artificial Intelligence für Rechts- und Steuerprofis“ zu verfolgen. Moderiert von Michael Köttritsch von der Tageszeitung DiePresse diskutierten Susanne Mortimore (CEO LexisNexis Österreich), Markus Scheffler (Head of Product Management LexisNexis Österreich), Kathrin Hagenauer (Director Content LexisNexis Österreich), Dr. Alexander Scheuwimmer (Präsident des Österreichischen Juristenverbandes und Anwalt bei TAIYO Legal) und Dr. Karl Stückler (Steuerberater und Partner bei BDO) über Potenziale, Herausforderungen und Erwartungen an den Einsatz von AI in der Rechtsbranche.
Zu Beginn stellte Markus Scheffler das neue Produkt Lexis+ AI vor, einen AI-Assistenten für Juristen und Steuerberater. Lexis+ AI soll im Winter in Österreich erhältlich sein und bietet vier Schlüsselfunktionen: Intelligentes Chatten zur Beantwortung von Fragen im Dialog, Erstellen von Entwürfen für juristische Argumente, Schreiben, E-Mails, Klauseln und Memos, Zusammenfassen rechtlicher Texte sowie die Analyse eigener Dokumente. Susanne Mortimore erläuterte die Strategie von LexisNexis, ein Ökosystem an Tools für verschiedene Prozesse in der Rechtsbranche anzubieten und die Möglichkeiten von AI in all diesen Bereichen zu integrieren. Dazu gehören beispielsweise Lexis ContractMaster für die interaktive Vertragsgestaltung, Lexis WhistleComplete als Hinweisgebersystem, Closd für komplexe Transaktionen wie M&A-Deals sowie Caselex für kartellrechtliche Fragen.
In der anschließenden Diskussion wurden Erwartungen und Bedenken rund um den Einsatz von AI im Recht thematisiert. Dr. Stückler betonte die Wichtigkeit verlässlicher Inhalte und der Nachvollziehbarkeit der von der AI generierten Antworten. Er wünschte sich eine AI, auf die man sich verlassen kann. Zumindest sollte nachvollziehbar sein, wie die Antworten zustande kommen und auf welchen Quellen sie basieren. Kathrin Hagenauer erklärte, dass man für die Qualitätssicherung der AI-Outputs auch einen wissenschaftlichen Ansatz verfolge und dabei mit dem WU Legal Tech Center zusammenarbeite. Das Ziel sei, verlässliche Antworten und Inhalte zu liefern, um Juristen bestmöglich zu unterstützen. Zudem wurde erwähnt, dass LexisNexis mit der Stanford Universität kooperiert, um einheitliche Qualitätsstandards und Messkriterien für rechtliche KI zu erarbeiten.
Susanne Mortimore betonte die Bedeutung von Transparenz, Offenheit und dem Einhalten von Richtlinien für verantwortungsvolle AI gemäß AI Act der EU. LexisNexis habe bereits interne Richtlinien, die grundlegende Forderungen des AI Acts wie Erklärbarkeit, menschliche Aufsicht, Datenschutz und die Vermeidung von Vorurteilen in Daten enthalten. Zudem hole man sich KnowHow von Digital-Experten wie Rechtsanwalt Dr. Axel Anderl von Dorda.
Laut Dr. Scheuwimmer werde sich die Ausbildung von Juristen grundlegend ändern müssen. Man wird auch technische Fähigkeiten wie zB richtiges Prompten lernen müssen. Man müsse vermeiden, dass der Nachwuchs ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr fähig sein wird, die AI-Ergebnisse zu kontrollieren. Das kann entweder sein, weil ihnen selbst die Erfahrung fehlt (Plausibilitätsprüfung) oder die Fähigkeit zur Recherche. Der Präsident des Österreichischen Juristenverbandes sprach auch berufsrechtliche Fragen an. Aus praktischer Sicht schilderte er die Qualität und Quantität von erforderlicher Überprüfung von AI-Outputs, die Zurechenbarkeit sowie ob AI-Leistungen Gründe für eine Wiedereinsetzung bilden können. Hier werden derzeit die allgemeinen Regelungen, insbesondere zur ordentlichen Kanzleiführung, angewendet werden können und müssen, bis es eine Spezialregelung für AI gebe.
Die Mehrheit der Anwesenden zeigte sich optimistisch, dass AI die Arbeit von Juristen und Steuerberatern sinnvoll unterstützen und Routineaufgaben übernehmen kann, sodass mehr Raum für kreative, strategische und beratende Tätigkeiten bleibt. Es wurde eine Umfrage präsentiert, wonach 66% der befragten US-Unternehmensjuristen es positiv finden, wenn deren beauftragte Kanzleien Generative KI nutzen. Nur 33% der Kanzleien glaubten jedoch, dass deren Unternehmenskunden dies positiv sehen. Die Erwartungen zwischen Unternehmen und Kanzleien seien hier noch nicht abgestimmt. Laut einer anderen Studie möchten in den nächsten fünf Jahren 90% der Kanzleien und Unternehmensjurist:innen in den USA ihre Ausgaben für Generative KI erhöhen. Eine Large Law LexisNexis Commercial Preview Umfrage in den USA im November 2023 ergab, dass Juristen bis zu 5 Stunden pro Woche durch die Nutzung von Lexis+ AI für Rechtsrecherchen und Zusammenfassungen sparen.
Im Anschluss an die Diskussion gab es eine Live-Demo, in der konkrete Anwendungsfälle der österreichischen Umsetzung von Lexis+ AI vorgestellt wurden. Die Besucher hatten die Möglichkeit, das Tool auszuprobieren und Fragen an die LexisNexis-Experten zu stellen. Weitere Infos zu Lexis+ AI finden Sie unter www.lexisplusai.at.
Bei der LexCon in Innsbruck (8.10.), Linz (9.10.) und Graz (11.10.) gibt es weiterhin die Möglichkeit einen Blick auf Lexis+ AI zu werfen.