Wir haben Dr. Bernhard Gruber, Arbeitsrechtsexperte des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI/WKO), fachkundiger Laienrichter beim OGH und Autor zahlreicher Fachpublikationen zum Arbeitsrecht und Mag. Manfred Lindmayr, Chefredakteur der Zeitschrift ARD anlässlich des Erscheinens des brandaktuellen Werkes „Personalmaßnahmen in Krisenzeiten“ zum Interview gebeten.
Die Auswirkungen, die das Corona-Virus auf den Arbeitsmarkt haben wird, sind schwer abschätzbar, das Thema Kurzarbeit dominiert seit mittlerweile Monaten die Arbeitswelt. Was ist aktuell zu beachten und worauf muss man sich als Unternehmer zukünftig einstellen?
Mag. Manfred Lindmayr:
Auch wenn die Arbeitslosigkeit seit dem Höhepunkt der Corona-Krise langsam, aber kontinuierlich wieder sinkt und viele Unternehmen die Kurzarbeit bereits wieder einschränken konnten, werden die Folgen der Pandemie am Arbeitsmarkt noch länger spürbar sein. Experten gehen davon aus, dass eine weitere entscheidende Phase eintreten wird, wenn die von den Finanzbehörden und Sozialversicherungsträgern gewährten Abgaben- und Beitragsstundungen auslaufen und die aufgenommen Kredite bedient werden müssen.
Dr. Bernhard Gruber:
Anträge auf Kurzarbeitsbeihilfe für die Phase 3 (1.10.2020 bis 31.3.2021) können beim Arbeitsmarktservice voraussichtlich ab Oktober eingebracht werden. Daher ist im Oktober mit einem Rückstau bei der Bearbeitung der Anträge zu rechnen, der jedoch geringer ausfallen wird als heuer im Frühjahr.
Die Anforderungen an die wirtschaftliche Begründung der Anträge auf Kurzarbeitsbeihilfe werden für Phase 3 strenger. Auch die damit verbundenen Überprüfungen werden in manchen Fällen zu Verzögerungen führen.
Arbeitsausfälle können für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen genützt werden. Das Arbeitsmarktservice wird dafür künftig Kurzarbeitsbeihilfe zahlen und auch die Kosten solcher Maßnahmen fördern!
Gibt es aus Ihrer Sicht auch positive Aspekte der Kurzarbeit oder gibt es nur Stolpersteine für Unternehmen?
Mag. Manfred Lindmayr:
Die Kurzarbeit war eine der wichtigsten Maßnahmen der Bundesregierung und der Sozialpartner zur Abschwächung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Sie hat einerseits dazu beigetragen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trotz vorübergehenden Betriebsschließungen und massiven Auftrags- und Umsatzrückgängen ihre Jobs behalten konnten und weiterhin finanziell abgesichert waren. Die Unternehmen profitieren andererseits davon, dass sie bei einer Besserung der wirtschaftlichen Lage sofort wieder auf ihre bewährten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen können. Es hat sich aber gezeigt, dass manche Branchen noch länger mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben werden, weshalb die Sozialpartner das Kurzarbeitsmodell abermals weiterentwickelt haben. Die Eckpunkte dieser ab Oktober 2020 geltenden Corona-Kurzarbeit III konnten wir noch während der Drucklegung in unser Buch aufnehmen, über die weitere Entwicklung können sich die Käuferinnen und Käufer des Buches über das Update-Service von LexisNexis informieren
Dr. Bernhard Gruber:
Noch nicht alle „Kinderkrankheiten“ der Corona-Kurzarbeit (administrative Hürden, Kapazitätsprobleme der Sozialpartner und des Arbeitsmarktservice sowie Herausforderungen bei der Abwicklung) sind auskuriert. Sie werden aber zunehmend besser gemeistert. Unternehmen sollten sich daher davon nicht abschrecken lassen, zumal die Corona-Kurzarbeit für Unternehmen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei erheblichen Arbeitsausfällen wirtschaftlich sehr attraktiv ist. Überdies ist zu bedenken: Vor der Krise hat sich der Fachkräftemangel zugespitzt. In Zukunft wahrscheinlich wieder im vollen Ausmaß benötigte Fachkräfte nun mit Kurzarbeit „durchzufüttern“, kann daher der Grundstein für wirtschaftlichen Erfolg in den nächsten Jahren sein.
Personalmaßnahmen sind häufig negativ konnotiert und beinhalten unangenehme Begriffe wie Personalabbau, Beendigung und Kündigung. Warum sollte sich dennoch jeder Unternehmer mit dem Thema auseinander setzen und gerade dieses Buch kaufen?
Mag. Manfred Lindmayr:
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Unternehmen gezwungen, auf ihre Kosten zu schauen. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren ohne die negativen Folgen, die mit einem Personalabbau verbunden sind. Der nächste Aufschwung kommt und dann werden Fachkräfte wieder gebraucht! Das Buch bietet einen Überblick über Personalmaßnahmen, die Arbeitskosten senken, aber zumeist Arbeitsplätze erhalten. Sie haben die unterschiedlichsten Voraussetzungen und Auswirkungen. Wir wollen den Unternehmern mit unserem Buch eine Hilfestellung und einen Wegweiser bieten, die für ihre Situation beste Maßnahme zu finden, damit der erste Gedanke beim Aufruf nach Kostensenkung nicht jener nach einem Personalabbau ist.
Dr. Bernhard Gruber:
Dieses Buch behandelt nicht nur die allgemein bekannten arbeitsrechtlichen Instrumente, für die es auch nützliche Listen über deren Vor- sowie Nachteile und zahlreiche Muster-Formulierungen bietet. Es bringt darüber hinaus auch Licht in die bunte Welt der Förderungen von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Gerade jetzt ist es sinnvoll, die Zeit für solche Investitionen in die Zukunft zu nützen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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