Neue Legal Tech Map, Legal Intelligence, BMJ-Chatbot uvm
Am 15. Februar fand das virtuelle Legal Tech Update von LexisNexis und Future Law statt. Knapp 170 Zuhörer erhielten einen breiten Überblick über den Stand der Digitalisierung in der österreichischen Rechtsbranche.
Anhand der Legal Tech Map 2021 präsentierte Sophie Martinetz, Geschäftsführerin von Future Law, wie der Legal Tech Markt sich in Österreich entwickelt. Die vielfältigen Bereiche und Unternehmen beweisen, dass sich hinter dem Begriff Legal Tech weit mehr verbirgt als die reine Entwicklung von Tools. Seit der letzten Präsentation vor zwei Jahren seien zahlreiche Bereiche dazu gekommen.
Die österreichische Legal Tech Landschaft ebnet der Branche den Weg in die Digitalisierung. Dabei spannt sich der Bogen von klassischen Anforderungen wie der Verwaltung von Akten und Fälle über Tools, die sich direkt an Konsumenten richtet. Für Anwälte und Rechtsabteilungen sind Legal Tools wie die verbindliche Dokumentation von Beschlussfassungen und Gesellschaftersitzungen wertvolle Hilfen, ebenso Übersetzungs-Tools, Marketing-Anbieter oder Collaborative-Tools. Im Zentrum des Berufsalltags der Branche steht die unmittelbare Verfügbarkeit von Gesetzestexten, hier leisten hoch entwickelte Recherche Tools und Datenbanken aus dem Bereich Legal Intelligence einen großen Beitrag zur Effizienzsteigerung. Und die wird in sich schnell verändernden Zeiten immer wichtiger.
Darauf verwies auch Andreas Geyrecker, Director Produktentwicklung bei LexisNexis. Der Druck auf die Rechtsbranche wachse. Hohe Beratungs-Standards bei niedrigeren Kosten sind gefragt. Technologie Adoption ist in diesem Umfeld ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Eine nicht agile Unternehmenskultur, mangelndes Fachpersonal und Datenschutz-Themen können bei diesen Herausforderungen hinderlich sein. Schon vor 5 Jahren war man der Meinung, dass 63% der Tätigkeiten im Rechtsbereich standardisiert werden könnten (State of the Legal Function Survey von Mc Kinsey Global Initiative). Weiter wies Andreas Geyrecker darauf hin, dass Legal Tech bisher in der technologischen Transformation eine der Branchen war, die im Vergleich zu anderen eher als Spätzünder galt. In den vergangenen zwei Jahren habe es hier aber ein enormes Wachstum gegeben und am Markt sind große Bewegungen zu sehen. Dabei war COVID-19 ein wichtiger Treiber für Technologien und Digitalisierung. Dies belegen auch die Daten des Stanford CodeX Center for Legal Informatices (2021). Die internationale Legal Tech Map bestätigt, dass sich der Markt zu konsolidieren scheint. Sophie Martinetz ergänzte, dass in den vergangenen zwei Jahren allein 56 Unternehmen von größeren Unternehmen gekauft wurden. Die Daten zeigen, dass hochentwickelte Tools und Technologien vor allem in den Bereichen Dokumenten Automatisierung und Practice Management auf einem sehr hohen Niveau angekommen sind. Dazu Andreas Geyrecker: „Legal Tech wird erwachsen! Getrieben von Digitalisierungsstrategien in der Rechtsbranche und dem technologischen Fortschritt der letzten Jahre (vor allem im Bereich AI) etablieren sich immer mehr Legal Tech Lösungen.“
Erstmals ist in der österreichischen Legal Tech Map auch Legal Intelligence vertreten: LexisNexis hat im Zuge des EagleEye-Jahresupgrades bei der Recherchelösung Lexis 360® neue Analyse-Features entwickelt, welche zukünftige Rechtsänderungen tracken und leicht übersehbare, verbundene Normen entdecken.
Im Anschluss präsentierte Isabella Hinterleitner von, www.techmeetslegal.at die Gefahren von automatisierten Entscheidungen durch Künstliche Intelligenz. Die betreffe die Bereiche Kreditwürdigkeit, Strafrechtspflege, Bewerbungsprozesse und das Transportwesen (z. B. autonomes Fahren). Dabei plädierte Sie dafür dass der Mensch sich seiner Verantwortung bewusst sein muss, die verwendeten Algorithmen müssen transparent und nachvollziehbar sein. In diesem Zusammenhang verwies sie auf Lex KB, die Datenbank erkläre an Praxisbeispielen wie solche Verfahren funktionieren und dient als Weiterbildung in der Erkennung kritischer Prozesse.
Franziska Lehner von der Legal Tech Intiative Austria präsentierte die kürzlich gelaunchte Plattform Justiz Online. Die digitale Informations- und Serviceplattform der Österreichischen Justiz ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern Zeit, Gerichtswesen und auch Kosten zu sparen. Die Plattform bietet Einsicht in Dokumente aus laufenden Verfahren und einen direkten Zugang auf Grundbuch und Firmenbuch (entgeltpflichtig). Der Chatbot Justitia steht rund um die Uhr für Fragen zur Verfügung.
Im Anschluss hatten die Zuhörer die Möglichkeit, einzelne Aspekte im Austausch in digitalen Break Out Rooms zu vertiefen.