Interview mit LegalTech Wunderkind Daniel Lewis
Die junge Disziplin Legal Analytics hat die US-Rechtsbranche transformiert. Legal Tech Wunderkind Daniel Lewis
über die Möglichkeiten der Artificial Intelligence für Anwälte in Österreich.
Wie kamen Sie auf die Idee, Tools zu entwickeln, die letztlich die ganze amerikanische Rechtsbranche verändert haben? Daniel Lewis: Ich studierte in Stanford Jus und bemerkte, dass die Branche dieselben veralteten Technologien verwendete, wie zehn Jahr zuvor meine Eltern, die beide Anwälte sind. Also begann ich mit einem Studienkollegen, etwas ganz Neues zu entwickeln. Wir machten Software für die Rechtsrecherche, die den Anwälten mehr Zeit für ihre Kernaufgaben verschaffte. Nämlich Klienten zu beraten, Strategien zu diskutieren, vor Gericht zu verhandeln.
Wie helfen die Tools von Ravel Law konkret? Diese Analysen gibt es in den USA jetzt seit 9, 10 Jahren und sie haben die Arbeit der Anwälte völlig verändert: Jeder Richter ist einzigartig, und man kann ihnen Entscheidungsmuster zuordnen. Zuvor vermutete man das, wusste es aber nicht zu nützen. Die Tools helfen dabei, Muster zu erkennen. So kann man besser Strategien entwickeln und vor Gericht bessere Argumente finden, um letztlich zu gewinnen.
Wie hat sich die Anwaltsbranche verändert? Es gab eine große Transformation durch Artificial Intelligence und Machine Learning. Seit 2017 sind wir als Ravel Law Teil von LexisNexis, unsere Technologien werden in die LexisNexis Plattformen integriert. 80 Prozent der großen US-Kanzleien verwenden solche Produkte, vor zehn Jahren keine einzige, denn es gab die Produkte nicht.
Wie können sich die übrigen 20 Prozent ohne AI & Co. am Markt behaupten, wie arbeiten diese? Die Rechtsbranche ist stark und gesund in den USA, ob diese 20 Prozent es bloß mit traditionellen Werkzeugen schaffen, wird man sehen. Ich vermute, dass in 10 Jahren jeder neue Technologien verwenden muss, je nachdem worauf der Anwalt spezialisiert ist: Wer Litigation macht, wird Tools verwenden, um Richter besser zu verstehen, wer Mergers macht, wird Tools zur Analyse von Verträgen haben. Es gibt eine Vielfalt an Tools maßgeschneidert für die vielfältigen Tätigkeiten von Anwälten.
Werden durch diese Tools letztlich weniger Anwälte nötig sein, oder diese sogar ersetzt? (Lacht) Ersetzen will ich sie auch aus persönlichen Gründen auf keinen Fall, es sind neben meinen Eltern auch meine zwei Brüder Anwälte. Also nein, Anwälte werden nicht ersetzt werden. Was sicher ist, ist dass sich ihre Arbeitsweise verändern wird, sie können viel Zeit bei Recherche sparen und sich mehr auf Beratung oder Verhandlungen konzentrieren.
Die meisten Europäischen Rechtssysteme sind ja völlig anders als das US-Case Law. Sind ihre Produkte hier anwendbar? Genau das sind die großen Herausforderungen, hier gibt es andere Regeln, die Datenschutzgrundverordnung. Etwas wie Uber ist leicht umlegbar auf andere Länder, Rechtssoftware muss aber immer länderspezifisch sein. Jedenfalls sind Tools möglich, die Daten für bessere und klügere Entscheidungen liefern. LexisNexis kann in Österreich zB zu einem Urteil alle anderen thematisch passenden Urteile erkennen und visualisieren, damit man nichts übersieht.
Sie sprachen von den großen Kanzleien, ist die Software auch für kleine Kanzleien geeignet und leistbar? Die Großen haben natürlich mehr Geld und Personal für so etwas. LexisNexis macht es aber schon jetzt leichter für kleinere Kanzleien, indem es derartige Tools in die leistbaren Recherchelösungen inkludiert. Es gibt Software für jede Art von Anwaltskanzlei.