Digitalisierung als Karriere-Turbo für Fachautor:innen
In welchen digitalen Kanälen werden juristische Inhalte verwertet und worauf kommt es beim Publizieren juristischer Inhalte an? Darüber hat sich LexisNexis in einer digitalen Veranstaltung mit seinen Autor:innen ausgetauscht.
Die Veranstaltung zum Nachsehen finden Sie hier:
Sophie Martinetz, die Geschäftsführerin von Future Law befragte dazu Expert:innen von LexisNexis, sowie langjährig erfahrene Fachautor:innen von LexisNexis.
Mit der Frage, worauf es beim Publizieren juristischer Inhalte ankommt und wie man ein erfolgreiches Publikationsprojekt startet und wie der Weg von der Idee zum fertigen Produkt ist richtete sich Sophie Martinetz an Kathrin-Theres Hagenauer, die seit fast 6 Jahren für Programm und Redaktion im Bereich Zivil- und Wirtschaftsrecht LexisNexis Autorinnen berät und zahlreiche Publikationen auf den Weg gebracht hat:
„Es gibt eine Vielfalt an Publikationen vom Zeitschriftenartikel über LexisBriefings und Rechtspraxis bis zum großen Kommentar. Die Herangehensweisen sind ebenso vielfältig und für alle Publikationsformen gibt es einen großen Bedarf. Wer sich zu einem Publikationsprojekt entschließt, sollte zunächst mit einem Konzept beginnen. In diesem Gerüst liegt schon viel Arbeit, die sich aber im Projektverlauf auszahlt. Der Verlag steht den Autor:innen von Beginn an zur Seite. Gerade bei Publikationen mit vielen Autor:innen ist ein gutes Konzept enorm wichtig.
Das Wichtigste für uns ist der Inhalt, denn das Wertvollste ist die Denkarbeit und das Geschriebene unserer Autore:innen. Wenn das Manuskript fertig ist, kommt es zu uns. Es sind viele Kolleg:innen aus dem Team dabei, die das im Lektorat aufbereiten. Die Verstichwortung wird von uns übernommen, diese ist wichtig für die Auffindbarkeit in Print und Online. Auch die Umsetzung der Inhalte in leicht verständliche Grafiken ist unsere Aufgabe. Wir stehen hier in einem ständigen Dialog mit unseren Autor:innen, um die optimale Aufbereitung der Inhalte zu definieren.“
Paul Kampusch, Director Content Management bei LexisNexis beantwortete die Frage, wie man sich für ein Publikationsformat entscheidet:
„Welche Content-Form zur Anwendung kommt hängt von der Aktualität ab. News Artikel oder Zeitschriften Artikel sind natürlich schneller umsetzbar. Größere Themen gehören eher in Handbücher oder Kommentare. Für viele Autor:innen ist auch die Zusammenarbeit an einem Werk mit mehreren Autore:innen eine größere Hürde, da hier mehr Aufwand durch Abstimmungen entstehen kann. Wer sich aus Zeitgründen nicht hierzu entschließen kann, der hat auch die Möglichkeit in digitalen Formaten mit kurzfristig aktuellen Themen eine hohe Reichweite zu erreichen. So haben wir mit den Briefings ein neues, sehr erfolgreiches Content-Format geschaffen, das in kurzer Zeit 80% an Usern dazu gewonnen hat. Darauf sind wir sehr stolz. Unsere Paket-Struktur bietet viele Möglichkeiten. Wir nennen das „Related Content“. Das Werk ist in ein Wissensnetzwerk eingebunden und diese Eingliederung hat viele Vorteile.
Der Verlag kann bei der Entscheidungsfindung behilflich sein. Meine klare Empfehlung ist aber, auf jeden Fall auf dem Weg zur Autor:innen Karriere auszuprobieren, welche Publikationsform einem am besten liegt. An Themen mangelt es nicht. Vom Großkommentar bis zum schnell veröffentlichten digitalen Format. Wenn jemand sagt, wir haben die Expertise, aber nur wenig Zeit stehen wir beratend zur Verfügung.
Bei der Frage, welche Themen in welcher Zielgruppe gerade relevant sind arbeiten wir mit Analysen, die eine Orientierung geben können. Dabei kann es auch vorkommen, dass ein Projekt nicht zustande kommt, weil der Zugang nicht richtig ist, oder das Thema nicht in das Programm passt.
Sophie Martinetz weiter an Paul Kampusch: Wie ist der Weg von der Idee zum fertigen Produkt? Was hat sich durch die Digitalisierung geändert?
„Der Ablauf ist klassisch. Nach Konzepterstellung und Vereinbarungsunterzeichnung wird der Inhalt geliefert und es folgen einige Korrekturschleifen. Hier kommt dann schnell unser Lektoratsteam ins Spiel, dessen Berufsbild sich im Laufe der Jahre stark verändert hat. Denn die Prozesse innerhalb der Produktion werden immer automatisierter, immer mehr technische Hilfsmittel stehen zur Verfügung. Dabei nenne ich nur die Schlagworte Stichwortindizierung, automatisiertes Randzahlenservice oder Rechercheunterstützung. All das bieten wir individualisiert an. Das neutrale Medienformat wird dann automatisiert in ein Layout gebracht wodurch eine enorme Zeitverkürzung im Vergleich zum herkömmlichen Produktionsprozess entstanden ist.
Dann setzt das Marketing ein. Um den Content auch in der Zielgruppe zu verkaufen, setzen wir unsere umfassenden begleitenden Maßnahmen. Ebenso wie die digitale Verwertungskette. Denn grundsätzlich wird fast alles digital verwertet. Der digitale Kanal ist sehr wichtig für uns, denn so gelangt er in die Datenbank, also in ein umfassendes Wissensnetzwerk und erzielt somit eine große Reichweite.“
Dann richtet sich Sophie Martinetz an Prof. Dr. Georg E. Kodek (https://lesen.lexisnexis.at/zs/zak/herausgeber.html) Er ist bei LexisNexis ua Herausgeber der Zak (und verfasst auch selbst regelmäßig Beiträge), Herausgeber des ABGB Praxiskommentars, Autor zahlreicher Kommentierungen im Zivilrecht, Webinarvortragender im Zivilrecht. Sie möchte von ihm wissen, wie erfolgreiche Autor:innen vorgehen und wie sie zu neuen Ideen kommen:
Dazu Prof. Kodek: „Die Ideen kommen von selbst. Das kann man nicht auf Knopfdruck herbeiführen und zur Umsetzung braucht man Zeit und Kraft sowie Energie und Begeisterung. Denn Artikel und Bücher schreiben sich nicht von selbst. Das ist Arbeit. Entweder man lebt davon oder man macht es aus Begeisterung. Viele meiner Werke verkaufen sich zum Glück sehr gut, aber das ist nicht mein Hauptberuf. Wenn man etwas gerne macht, hält man länger durch. Wann der richtige Zeitpunkt zum Schreiben ist, hat sich im Laufe meines Lebens geändert. Hier gibt es keine Patentlösung. Wichtig ist, dass man sich die Begeisterung für die Rechtswissenschaft erhält.“
Auch von Martin Spornberger ( https://www.asp-law.at/de/juristen/mag-martin-spornberger-ll-m/ ) LexisNexis Buchautor und Vortragender in den Bereichen Tax und Compliance möchte Sophie Martinetz wissen, wie er es mit der Ideenfindung hält und ob sich das Leserverhalten geändert hat:
„Mit der Erfahrung aus der Bearbeitung an verschiedensten Fällen kommen die Ideen. Die Frage, die ich mir immer stelle ist, ob es einen größeren Kreis interessiert und ob das Thema Relevanz hat. Nur wenn ich denke das hilft weiter, hier ist ein noch wenig beleuchteter Aspekt, dann verfolge ich das Thema weiter. Dabei muss man auf den Punkt kommen, denn die Zeit ist schnelllebiger. So kann man beispielsweise schneller mit einer guten Grafik informieren und so die Leser bei der Stange halten. Auch eine Zusammenfassung am Schluss ist sehr wichtig. Insgesamt sollte man sich auch für neue Ideen öffnen. So habe ich mich auch in die Digitalisierung gewagt und durch intensiven Austausch mit dem Verlag gemeinsam spannende neue Projekte wie die Entwicklung eines Legal Tech Tools gestartet.“
Im zweiten Teil der Veranstaltung beleuchtete Sophie Martinetz die digitale Verwertung der Expert:innen Inhalte mit den Produkt-Entwicklern von LexisNexis. Barbara Ofner hat die Recherchedatenbank Lexis360 von Beginn an mitentwickelt. Mit ihr tauschte sich Sophie Martinetz zu der Frage aus, wie der Verlag Künstliche Intelligenz in seinen Produkten nutzt.
„Wir beschäftigen uns schon sehr lange mit Künstlicher Intelligenz und wie wir die Inhalte am benutzerfreundlichsten zur Verfügung stellen können. Ein Schwerpunkt liegt auf der Suchtechnologie SmartSearch. Hier wird nicht nur ein Text gefunden, sondern der gesamte Kontext. Das nutzen wir schon bei der Content-Erstellung, die Verbindungen zu anderen relevanten Inhalten sind von Beginn an mitgedacht und werden automatisiert verknüpft. Das ist „Augmented Intelligence“. SmartSearch greift die Inhalte aus dem gesamten Wissensnetzwerk ab. Darüber hinaus gibt es immer wieder neue Möglichkeiten, sei es bei der Technologie oder bei der Contenterstellung. Wir sind bereit, neuen Entwicklungen eine Chance zu geben und etwas auszuprobieren. Bei Neuerungen sind wir immer sehr früh dabei.“
Dazu ergänzt Andreas Geyrecker, Director Product Development bei LexisNexis:
„Die Google Suche war beispielsweise ein Vorreiter in der User Experience. Es ist einfach zu bedienen und man kommt schnell zu einer Antwort. Wir haben inzwischen komplexere Technolgien im Einsatz, die darüber hinaus juristische Texte verstehen können. Unsere Suchalgorythmen haben sich permanent weiterentwickelt. Denn die juristische Sprache ist anspruchsvoller als die Alltagssprache. Das heißt aber auch, dass wir verstehen müssen, was die Autor:innen schreiben und was die Nutzer:innen suchen. Wir kennen also die Bedürfnisse und stellen den Nutzern den hochwertigen Content schnell über die hoch entwickelte juristische Textanalyse zur Verfügung. Dabei stehen wir in ständigem Austausch mit den Kund:innen, die uns sagen was sie brauchen. Nur so können wir besser werden und neue Wege finden. Es steht ihnen über die Suche hinaus ein „Related Content“ zur Verfügung, der eben nicht gesucht werden muss sondern auf einen Blick ersichtlich ist. Welche Kommentare sind relevant? Wer hat das kommentiert? Welche gerichtlichen Entscheidungen waren hier früher relevant? Das ist ein Quantensprung zu früher. Mit der Visualisierung können wir auch eine Zeitachse darstellen.
Wichtig ist es, dass man aufeinander zugeht und im ständigen Dialog bleibt. Bei unseren digitalen Entwicklungen sitzen Techniker wie beispielsweise Webdesigner und Juristen an einem Tisch. Hier muss man offen sein für Sichtweisen und Arbeitswelten der Kund:innen. So kommt immer etwas Gutes raus und wir sind hier auf einem sehr guten Weg.“
Abschließend ergänzte Susanne Mortimore, Geschäftführerin von LexisNexis auf die Frage nach der Zukunft der Verlage und ob digitale Formate das gedruckte Buch bald überholt hat:
„Uns ist der kontinuierliche Dialog wichtig. So tauschen wir uns gerne auf Veranstaltungen aus. Durch unsere internationale Struktur informieren wir unsere Kund:innen und Partner:innen auch über digitale Entwicklungen, die anderswo vielleicht schon früher umgesetzt werden. Denn wir wollen nah am Kunden und an den Menschen sein, mit denen wir arbeiten. Hier fragen wir laufend die Bedürfnisse ab.
Es wird noch lange Inhalte geben, die großflächig dargestellt werden müssen. Bestehende Inhalte können aber durch digitale Möglichkeiten weiterverwertet und vernetzt werden. Wenn ich das Buch in einer Recherchelösung finde, die mir weiterführende Inhalte zeigt und die mich auf einen Weg führt, dann ist das etwas, das den Inhalt anreichert und Mehrwert stiftet. Somit wird auch das Bedürfnis nach Reichweite abgedeckt. Und das ist das, was wir als Informationsanbieter wollen. Durch die Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre hat die Mehrheit unserer User:innen die Kombination aus Print und Digital zu schätzen gelernt. Ohne Corona hätte dies vielleicht länger gedauert. Und ohne den intensiven Austausch mit unseren Autor:innen, die die Inhalte liefern sowie den permanenten Austausch mit den Kund:innen wären wir heute nicht so weit vorne, wie wir derzeit mit unseren Technologien sind.“