Beim Gastgeber Miba in Laakirchen schilderten Compliance-Verantwortliche aus oberösterreichischen Industrieunternehmen ihre Erfahrungen mit dem weltweiten Rollout eines Compliance-Programms.
Längst ist die Miba kein „Hidden Champion“ mehr, sondern hat sich – mit rund 7.400 Mitarbeitern in 9 Ländern – zu einem der führenden Zulieferer der globalen Automotive-Industrie entwickelt.
Am 12. Juni traf sich das Compliance Netzwerk Österreich nun im „Miba Forum“ in Laakirchen, wo die Miba Group seit 2017 ihre zentralen Management-Funktionen angesiedelt hat.
Vor Beginn des offiziellen Programms bekamen die Teilnehmer eine Führung durch das Gebäude, das in seiner Form an einen typischen Vierkanthof erinnert. In dem von Delugan Meissl konzipierten Miba Forum hat man die übliche Raumaufteilung radikal aufgebrochen, je nach Bedarf gibt es lediglich Bereiche für Besprechungen oder konzentriertes Arbeiten. Diese Flexibilität wird durch eine „Clean Desk Policy“ möglich gemacht, die man bei der Miba auch konsequent lebt: selbst die Vorstandsbüros können –falls gerade unbesetzt – ganz regulär als Besprechungsräume gebucht werden.
BILD: V.l.n.r.: Paul Kampusch, Alexander Petsche, Angelika Einzmann, Maximilian Wellner, Gundel Labak, Christian Kaufmann, Martin Eckel.
Paul Kampusch, Director Content Management bei LexisNexis, bedankte sich eingangs sowohl bei der Miba für ihre Gastfreundschaft, als auch bei den Netzwerkpartnern, die das Compliance Netzwerk Österreich seit bald zehn Jahren tatkräftig unterstützen.
Das playing field aufzeichnen
Markus Hofer, CFO der Miba und als solcher für das Ressort Recht- & Compliance verantwortlich, begrüßte die rund 60 Teilnehmer im Namen des Gastgebers. Hofer, der 2017 die Implementierung des integrierten CMS im Unternehmen umgesetzt hatte, sagte: „Compliance kommt aus den Kernwerten, nach denen wir handeln, für die wir stehen. Compliance und unternehmerisches Handeln sind kein Widerspruch: indem wir den Mitarbeitern aufzeichnen, wo ihr playing field ist, schaffen wir den Freiraum, in dem sie sich bewegen können.“
In der anschließenden Podiumsrunde tauschten sich Compliance-Verantwortliche aus oberösterreichischen Top-Unternehmen über „Globale Herausforderungen an ein Compliance-Management-System“ aus. Moderator Alexander Petsche (Baker McKenzie) befragte Angelika Einzmann (Miba), Christian Kaufmann (Voestalpine), Gundel Labak (Rosenbauer), Maximilian Wellner (Greiner) sowie Rechtsanwalt Martin Eckel (Taylor Wessing), der Erkenntnisse aus der „Compliance Praxis Survey 2018“ in die Diskussion einbrachte.
„Knackpunkte“ der globalen Compliance
Gefragt nach den zentralen Herausforderungen und Knackpunkten bei der Implementierung eines internationalen CMS kamen die Diskutanten durchaus auf einen Nenner: It‘s all about people , resümierte Christian Kaufmann. Es mache zum Beispiel wenig Sinn, Österreicher für die Abhaltung von Schulungen nach China zu schicken. Das müssten chinesische Mitarbeiter machen, die in der Zentrale „gelernt haben, was Sache ist“. Wichtig sei es, „vor Ort präsent zu sein“, stimmte Maximilian Wellner zu. In der Miba übernehmen diese Aufgabe sogenannte „Compliance Ambassadors“, wie Angelika Einzmann ausführte. Dabei sei es erfolgsentscheidend, die Mitarbeiter „direkt und emotional abzuholen“.
Weiche und harte Faktoren
Dass neben weichen Faktoren wie Werten auch hard factors ihre Berechtigung haben, unterstrich Gundel Labak. Gerade ein Unternehmen mit vielen öffentlichen Auftraggebern und einschlägigen Vorfällen in der Vergangenheit muss systemische Prozesse zur Korruptionsbekämpfung, wie Geschäftspartnerprüfungen, aufsetzen. Zur eher mühsamen Aufgabe zähle es, sich frühzeitig in das Geschäft hinein zu reklamieren, etwa in den Vertrieb. Aber es lohne sich: „Man wird als Enabler und nicht als Stolperstein empfunden, wenn man Korruptionsrisiken rechtzeitig aufzeigt“, sagte Labak.
Martin Eckel konnte anhand der Studie bestätigen, dass sowohl Internationalität als auch einschlägige Vorfälle häufig ein „Turbo“ für die Implementierung eines Compliance-Management-Systems im Unternehmen darstellen. Ein Großteil der Studienteilnehmer greife dabei auf externe Berater zurück, die auch ihrerseits international aufgestellt sein sollten.
Abschließend formulierte Moderator Alexander Petsche als „höchste Ziel“ von Compliance „alle Policies abzuschaffen, weil jeder Mitarbeiter beim Betreten des Unternehmens weiß, wie er sich zu verhalten hat“. Eine Zielsetzung, die in der Publikumsrunde doch auf leise Skepsis stieß.
Einig waren sich die Teilnehmer des 32. Netzwerktreffens – darunter viele Rechts- und Compliance-Verantwortliche aus Oberösterreich – hingegen über eine gelungene Veranstaltung bei einem exzellenten Gastgeber.
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